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23.04.2021

#allesdichtmachen - oder warum dieser Beitrag dringend notwendig war!


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Man kann diese künstlerische Aktion gut finden. Man kann sie schlecht finden. Man kann die Videos polemisch oder gelungen finden. Man kann die Schauspieler persönlich mögen oder auch nicht.

Ich persönlich finde die geäußerte inhaltliche Kritik absolut zutreffend, noch viel mehr entlarvt #allesdichtmachen aber den Zustand unseres Landes nach mehr als einem Jahr Corona-Pandemie.

 

Ironischerweise sind es aber nicht die Videos an sich, sondern die Reaktionen darauf.

Das Internet ist außer sich. Elias M´Barek ist gegen Zynismus. Nora Tschirner und Christian Ulmen sind auf der Palme: sowas darf man nicht sagen. Jan Böhmermann kritisiert die Kritik: Satire darf nur er machen. Der Twitter-Nutzer meint: Alles Corona-Leugner, Rechtsradikale und/oder AfD. SPD-Politiker fordern: diese Schauspieler sofort aus dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk entfernen.

 

Eine inhaltliche Auseinandersetzung mit den Videoclips, mit dem tatsächlich Gemeinten?

Fehlanzeige.

Eine inhaltliche Auseinandersetzung mit dem Versagen der Regierung?

Fehlanzeige.

Hysterie und persönliche Anfeindungen?

100%

 

Diskurs und Kritik sind die Essenz in einer Demokratie.

Jan Josef Liefers versucht darauf hinzuweisen, dass Kritik seitens der Regierung nicht erwünscht ist. Die Reaktionen zeigen, er irrt. Es ist nicht (nur) die Regierung das Problem. Teile der Gesellschaft sind es offensichtlich genauso.

Positionen werden immer häufiger als Absolut erhoben. Nur die eigene Meinung ist noch richtig. Wer nicht die eigene Meinung hat? Ein Feind. Oder wie Nora Tschirner sagt: unfuckingfassbar.

Was wir bei #allesdichtmachen sehen ist genauso auf viele andere Themen anwendbar. Spontan fällt mir da direkt Dieter Nuhr ein.

Wir sind in einer gefährlichen Spirale der Polarisierung der Gesellschaft.

Die Spirale, so wird gerne gesagt, werde von einer erstarkten Rechten gedreht. Das ist falsch. Sie wird maßgeblich auf der anderen Seite auch von Linken und Grünen angefeuert.

Wir müssen endlich wieder lernen andere Meinungen auszuhalten, auch wenn sie uns nicht gefallen. Wir müssen endlich aufhören Menschen persönlich und beruflich zu diskreditieren, wenn sie Dinge sagen, die uns nicht gefallen.

Ich persönlich bin sehr froh, dass Jan Böhmermann nicht definiert, wie weit Satire in unserem Land gehen darf. Das dürfen immer noch nur die Jungs und Mädels von der Titanic.

 

Vielen Dank an die Schauspieler von #allesdichtmachen, vielen Dank, dass sie ihre Meinung sagen, vielen Dank, dass sie Kritik üben.


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